Alle hassen The Order: 1886 für seine grenz-cineastische Inszenierung, aber lieben Telltales The Walking Dead. Das darf nicht sein!
Mit The Order: 1886 steht ab heute der erste große PS4-Exklusiv-Blockbuster in diesem Jahr im Handel. Davon kann die PS4 aktuell insgesamt noch nicht wirklich viele vorweisen, daher liegt auf dem Action-Titel ein ganz besonderes Augenmerk. Professionelle Tester der Medien hatten bereits vorab Zugriff auf die fertige Version, genau wie wir. Seit der Ankündigung bei der Präsentation der PS4 hat man von The Order: 1886 bis vor kurzem nur wenig gesehen, aufgrund der bombastischen Grafik und bislang vermisste Exklusiv-Spiele für die PS4 hat sich aber dennoch ein fast beispielloser Hype um das Spiel gebildet.
Die ersten Hater
Jetzt wo die ersten Spieler der Presse oder glückliche Individuen, die schon weit vor dem Verkaufsstart eine fertige Version im Handel ergattern konnten, Details zum Gameplay oder der Spieldauer veröffentlichen und sich diese Informationen im Zeitalter des Internets rasend schnell verbreiten, hat sich eine heftige Debatte entwickelt. Angeblich haben es Spieler bereits geschafft, The Order: 1886 in gut 5 Stunden durchzuspielen und nicht erst seit dem gestrigen Ablauf des Review-Embargos hält sich dank diverser Medienberichte hartnäckig die allgemeine Auffassung, das Gameplay bestehe zu großen Teilen aus Quick-Time-Events und sei daher eher ein interaktiven Film, dafür weniger ein Videospiel. Seit Tagen steckt The Order: 1886 in Medien, Foren und Kommentaren herbe Kritik ein. Lassen wir die Spiellänge mal außer Acht und betrachten lediglich das Argument des Cineasmus.
Wenn The Order: 1886 derart grenz-cineastisch ist, also die Grenzen zwischen Film und Videospiel aufweicht, warum hassen dann anscheinend fast alle den PS4-Titel von Sony und Ready at Dawn, aber lieben die The Walking Dead-Reihe von Telltale Games aus dem gleichen Grund? (mit “alle” meinen wir eine große Anzahl von Medienvertretern, die Spiele von Telltale Games ziehen wir hier exemplarisch für storygetriebene Spiele mit ähnlicher künstlerischer Richtung heran)
Cineasmus und Quicktime Events: Was ist die Vision des Entwicklers und kann es zuviel sein?
The Order: 1886 ist in der Tat enorm cineastisch inszeniert und verschmilzt dank seiner fantastischen Grafik durchaus Film und Videospiel. Nachdem ich persönlich weite Strecken von The Order: 1886 gespielt habe, kann ich behaupten, dass man aufgrund der Grafik ohnehin oft dem Eindruck verfällt, man schaue sich einen computeranimierten Film an. Übergänge zwischen Cutscenes und Gameplay sind fließend und fallen dem Betrachter meist erst auf, wenn einige Sekunden nichts geschieht, weil der Spieler plötzlich die Kontrolle hat und dies gar nicht merkt. Genau das will man doch von einem Action-Blockbuster: Ein durch und durch immersives Erlebnis. Viele Kritiker wollen aber offenbar ein Haar in der Suppe und drehen dem Spiel daraus einen Strick. Für mich unverständlich, denn das Verwischen von Grenzen kommt mir bekannt vor… Gibt es irgendwann zuviel Cineasmus?
Die Entwickler von The Order: 1886 und bei Telltale hatten offenbar ähnliche Visionen, was die cineastische Richtung ihrer Spiele angeht. Ein wichtiger Faktor, auch in der aktuellen Debatte, sind dabei die Quicktime-Events. Diese gibt es tatsächlich, und das recht häufig im Prolog, danach allerdings hier und da nur noch partiell in höherer Frequenz. Davon abgesehen, dass die Quicktime-Events nicht so übertrieben eingesetzt werden wie von vielen behauptet, soll durch sie angeblich ein interaktiver Film entstehen und das Gameplay auf der Strecke bleiben. Die Anzahl der Quicktime-Events trifft so erstens nicht zu, zweitens zeigt dieses Argument doch nur, wie wenig selbstreflektierend die Games-Branche ist.
Die Spiele von Telltale Games (The Walking Dead, The Wolf Among Us, Game of Thrones) werden von der gesamten Branche gefeiert (zurecht, wie wir finden!), kassieren reihenweise Preise und Game of the Year Awards und bieten im Grunde genau das, was The Order: 1886 aktuell negativ ausgelegt wird. Telltales Spiele sind sogar noch viel mehr Film als Videospiel als das bei The Order: 1886 der Fall ist und bieten neben den bei The Order: 1886 kritisierten Quicktime-Events bis auf wenige Gelegenheiten so gut wie keine Möglichkeit, die Umgebungen zu erkunden oder sonst irgendwie zu interagieren. Alles was der Spieler macht, ist durch Dialoge zu navigieren, selbst die Charaktere in den Telltale-Spielen steuert man kaum. The Order: 1886 bietet hingegen in viel höherem Maße die klassischen Interaktionsmöglichkeiten wie man sie von Videospielen kennt.
Zweierlei Maß ist ein Arsch
Wir wollen The Order: 1886 an dieser Stelle in keinster Weise bewerten, dazu folgt in den kommenden Tagen noch unser ausführliches Review. Es kann aber nicht sein, dass ein Spiel für das Verwischen der Grenze zwischen Film und Videospiel von allen gefeiert wird und ein anderes Spiel beinahe von allen gehasst, obwohl es den gleichen künstlerischen Weg einschlägt und die Ausführung ebenso beeindruckend und gelungen ist. Ich sehe keinen Grund, warum die Nähe zum Film bei The Order: 1886 ein Problem sein soll, wenn die Qualität der Story stimmt. Unsere Industrie muss einheitliche Maßstäbe ansetzen und bei ähnlichen Titeln die gleiche künstlerische Anerkennung erheben. Telltales Storys sind grandios, die Handlung von The Order: 1886 ist aber auch nicht von schlechten Eltern, das kann also nicht der Knackpunkt sein. Wenn man fair ist, ist die kinoreife Umsetzung bei The Order: 1886 technisch sogar deutlich sauberer und beeindruckender umgesetzt worden. Es sind jedoch die gleichen Medien, die für die Telltale-Spiele Traumwertungen vergeben und jetzt aufgrund nahezu identischer Elemente auf dem PS4-Blockbuster herumhacken.
The Order: 1886 ist für mich eindeutig grenz-cineastisch und verwischt damit die Grenzen zwischen Film und Spiel und das finde ich auch super so, ebenso wie bei den Telltale-Spielen. Wenn The Walking Dead oder Game of Thrones diese Grenze verschwinden lassen dürfen, dann bitteschön auch The Order: 1886 oder jedes andere Videospiel.
In unserer Rubrik “Opinion” geben unsere Redakteure ihre subjektive Meinung wieder. Diese entspricht nicht unbedingt der Meinung der gesamten GamePire-Redaktion.
Ich bin seit 2004 Chefredakteur und Leiter von GamePire. Als Evil Genius hinter den Kulissen und Gaming/Tech-Nerd gehört FIFA für mich nach 15 Jahren in der Gaming-Industrie immer noch genauso jedes Jahr zu den Highlights wie krachende Action- und Horror-Games oder super-schnelle Racing-Titel. Über innovative Hardware freue ich mich immer sehr und bin zudem ausgesprochener Fan der VR-Technologie. Auf Social Networks bin ich zuhause! See you there!
Krass 10 Stunden, davon 2/3 wirkliche Spielzeit 😀 Und nu? Nochmal spielen ohne die Sequenzen skippen zu können? 60 € weg!
Hallo stefan, dein beitrag find ich toll. Vorallem der titel. Das darf nicht sein! Super
Danke dir 😉 Offensichtlich driftet die Diskussion aber ein wenig ab vom eigentlichen Kern in Richtung Spielzeit… vlt. eine Inspiration für einen Folgeartikel 😀
Gerade weil du mir nicht glaubst auch wenn ich tatsachen vorgetragen habe hast du keine ahnung.ich habe 10h gebraucht,6 h sind es wenn man wie ein Zombie sich fortbewegt ohne die findbaren sachen zu suchen. Und das Spiel kostet 60 euro.
6 Stunden sind für mich keine 70 € wert. Dabei ist doch völlig egal, wie teuer es in der Produktion war. Das ändert nichts daran, dass es für mich keine 70 € wert ist, da mir ein, zwei Spieleabende eben nicht 70 € wert sind. Ich denke nicht, dass The Order seine Sache schlecht macht. Nur wenn ich von 70 € Spielen auch gerne 100h unterhalten werden kann, ist es mir das einfach nicht wert. Ich glaube gar nichts von dem was du sagst; es ist deine Interpretation, eben genau, weil du ein angepisster Fan bist 🙂
Onkri, anscheinend bist du in sachen gaming ein amateur. Glaubtst du ernsthaft es wäre billig ein spiel dieser Qualität zu entwickeln ? Nein ! ist es nicht bevor du anfängst darüber nachzudenken. Allein die tatsache das du schreibst “für 20 Euro wäre the order genial” lässt mich daraus schliessen das du nicht genug geld hast um dir das spiel zu leisten.Diese ganzen Reviews sind zeit Verschwendung,jedes mal hört man “4players hat das spiel so bewertet oder IGN sagt es war entäuschend” da krieg ich einen Scheiss-Krampf wenn so ein glatzköpfiger wichtigtuer eine woche bevor das spiel erscheint ein YouTube video hochläd in der er sagt”The Order 1886 ist keine 60 kröten wert weil man die Platin Trophäe an einem tag verdienen kann”, dabei hatte er das spiel net weil nach seinen worten habe er gerüchte darüber gehört. Das schlimmste daran es gibt leute die hören noch auf den mist. Hätte eine andere person den Review verfasst wäre der fazit vll besser oder schlimmer ausgefallen.Schaut euch mal die Negativ berichte von metacritic.com mal an,von diesen seiten habe ich noch nie etwas gehört, wie kann man sich von soetwas beeinflussen lassen. Meine meinung als Gamer der das spiel seit letzten Wochenende gezockt hat ( PSN ID Son-of-The-Boss,falls ihr mir net glaubt) ist es Grafisch,Story,Gameplay und Sound technisch ein gelungenes Spiel das sein geld wert war,was ich öfter zocken werde egal ob mit verdienter Platin oder nicht. Und so eine Granate von einem Entwickler der bis dato nur 3 PSP und ein Wii spiel entwickelt hat ist einfach nur Genial. Dies waren die worte eines angepissten fan’s.
Es geht doch hier schlicht um das Argument, ein interaktiver Film zu sein, nicht um die Spiellänge. Ich liebe die Telltale Games und bin keine Verteidigungsinstanz von The Order 1886, sondern Blicke in dem Artikel eher auf die Branche als Ganzes (insbesondere die US-Medien), was denke ich durchaus klar wird. Wie erwähnt sind die Telltale-Spiele nur exemplarisch, es gibt auch kostspieligere Games die ebenfalls sehr cineastisch sind, dafür jedoch nicht ansatzweise so abgestraft werden. The Order hat sicherlich noch andere Stärken/Schwächen, auf die unser Review eingehen wird.
Kosten die Telltale Episoden auch 70 €? Preis/Leistung zählt. Für 20 € wäre The Order genial und keiner würde meckern ganz einfach. Sinnloser Artikel eines angepissten Fans.