The Last Guardian
Emotionale Achterbahnfahrt mit Technik-Problemen
Trotz aller Liebe, die man als Spieler zu Trico aufbaut, möchte man dieses Tier auch verfluchen. Das passiert immer dann, wenn das mystische Wesen seinen eigenen Dickkopf durchsetzt, nicht in die Richtung läuft, in die man es möchte, oder an einer Stelle einfach stehen bleibt, obwohl man den Befehl zum Springen gibt. Diese Momente sind es, in denen man sich fragt, ob Trico einfach nur widerspenstig ist oder es sich um fehlenden Feinschliff im Programmcode handelt. Wo wir gerade bei Ärgernissen sind: Zwar hat Ueda seit ICO und Shadow of the Colossus in Sachen Kameraführung dazu gelernt, dennoch geht vor allem in Kämpfen gegen die gut gepanzerten Ritter gerne mal die Übersicht verloren. Die Kamera muss ständig nachjustiert werden und reagiert oftmals mit einer leichten Verzögerung. Das ist in den meisten Fällen aber verschmerzbar, da ihr in den Gefechten eine passive Rolle einnehmt. Ihr sucht Schutz auf Tricos Rücken, nutzt den Lichtstrahl eures Schilds, um Blitze von Tricos Schwanz auf Feinde zu lenken, und zieht Speere aus Tricos Körper, wenn er getroffen wurde.
Den Bärenanteil des Spiels nehmen die Rätsel ein. Ihr müsst in den Ruinen herumklettern, Schalter aktivieren, Kisten von A nach B tragen und an Tricos Schwanz und seinem Körper hoch gelegene Gebäude erklimmen oder Areale in der Tiefe erreichen. Wenn bunte Glasscheiben den Weg versperren, packt Trico die Angst und er will partout nicht weiterlaufen. Dann gilt es einen Weg zu finden, die Glasscheiben zu zerstören. Aufgrund der geradlinigen Levelarchitektur ist der Schwierigkeitsgrad der Rätsel und Sprungpassagen auf unterem Niveau angesiedelt, es wurde darüber hinaus viel Potential verschenkt, da man viel mehr aus Tricos Fähigkeiten hätte machen können, um die Rätsel anspruchsvoller zu gestalten.
Grafisch fehlt The Last Guardian trotz der fast 10-jährigen Entwicklungszeit der letzte Feinschliff. Während die Außenareale den ein oder anderen Wow-Moment bieten und mit guter Weitsicht punkten, sind die Innenareale monoton und teilweise repetitiv. Verwaschene Texturen und leichtes Kantenflimmern erinnern an frühe PS3-Zeiten. Dem entgegen stehen zahlreiche Highlight-Momente, die einen ins Staunen versetzen – dann, wenn Trico mit dem Jungen auf dem Rücken durch einstürzende Ruinen spurtet, mit letzter Kraft an einem Felsvorsprung hechtet oder durch die Außenareale schwebt und man diese als Spieler bewundern darf. Hier überzeugt auch die Kameraführung, die das Geschehen in solchen Momenten spektakulär in Szene setzt.