No Man’s Sky
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Ich spüre sie, wenn ich mich mit der Geschwindigkeit eines 80-Jährigen über einen fremden Planeten bewege. Aber wozu die Eile? No Man’s Skys unendliche Weiten werde ich sowieso nicht komplett entdecken können. Die Geschichte von No Man’s Sky, von der Ankündigung bis um Release, ist ein Train-Wreck. Das Spiel selbst trifft es am Ende nicht ganz so hart, der Hype um das Indie-Spiel zum AAA-Preis hinterlässt aber tiefe Narben. Hier unser Review.
No No Man’s Sky for Old Men
No Man’s Sky ist ein Exploration- und Survival-Game, das in einem ganzen Universum spielt. Ob ihr einen ganzen Planeten bis zum letzten Grashalm erforschen oder nach den Sternen greifen wollt, bleibt ganz alleine euch selbst überlassen. Ihr habt die Freiheit, No Man’s Sky genau auf eure Weise zu spielen. Ihr könnt schnell durchs All jagen und neue Lebensformen entdecken oder auf Rohstoffsuche gehen, um euer Raumschiff, euren Anzug und eure Ausrüstung auszubauen.
Die Entdeckung der Unendlichkeit ist eine einsame Tätigkeit. Ihr könnt zwar eure Nachforschungen, zum Beispiel den Fund eines Artefakts mit der Community teilen oder zuerst entdeckte Planeten oder Spezies benennen, aber ihr werdet auf eurer Reise ziemlich sicher keinem Spieler begegnen. Es ist zwar rein theoretisch möglich, bleibt aber ein extrem selten auftretender Zufall. Und die Benennung von Planeten wird irgendwann auch zurückgesetzt.
Genau an diesem Punkt vergeudetet No Man’s Sky sein gesamtes Potential. Hello Games hatte uns eine Form von Multiplayer versprochen, bekommen haben wir eine endlose spielerische Auseinandersetzung mit der Einsamkeit. Dabei wären andere Spieler nicht nur für den Spielspaß eine Bereicherung. Vom Sonnensystem bis zur kleinsten Höhle, überall lauert tödliche Gefahr. Das Spiel bestraft Fehler dabei so konsequent und gnadenlos wie es die Dark Souls-Reihe tut. Sprich: Wenn man stirbt, verliert man auch sein Inventar. Anders als Dark Souls schafft es No Man’s Sky allerdings nicht wirklich, den Spieler zu motivieren. Aber vielleicht sind wir auch einfach nur zu alt für den Scheiß.
No Man’s Baukasten
Das Erkundungsspiel von Hello Games hat eine Optik mit Wiedererkennungswert, das muss man No Man’s Sky lassen. Wenn man ein Video oder einen Screenshot der bunten Welten aus No Man’s Sky sieht, weiß man direkt, dass es No Man’s Sky ist. Trotz saftigem Preis wie bei so manchem AAA-Spiel von immerhin knapp 60 Euro bietet das Game aber eine sehr unspektakuläre Optik. Und das liegt auch an dem Baukastensystem.
Was ist mit unendlichen Weiten? In der Theorie: Ja. In der Praxis: Nö. Denn das No Man’s Sky-Universum ist komplett recyclebar. Jedes Sonnensystem, jeder Planet, jeder Ort basiert auf einem Baukastensystem, das immer wieder verwendet wird. Kennt man einen Planeten, kennt man im Grunde alle. Sicherlich, Vegetation, Artenvielfalt, Ökosysteme variieren, aber jeder Planet hat genau ein Wetter, das war es dann. Und sobald man auf die Details achtet, sieht man die immer wiederkehrenden Muster.
Apropos Baukasten: Auf einer Skala von 1 bis 10, auf der LEGO City Undercover die 5 markiert, Don’t Starve die 8 und Minecraft die 10, liegt No Man’s Sky bei 1. Vielleicht ist aber auch genau das das Konzept hinter No Man’s Sky. Die authentische Entdeckung der Unendlichkeit: Redundant, langweilig, unmöglich, unspektakulär und unspielbar, wenn man Spaß haben will.
Die Marketinglüge
Aber warum die überzogenen Erwartungen und die aktuelle Enttäuschung? Seitdem Hello Games und Sony zusammen zum ersten Mal No Man’s Sky gezeigt haben, wurde uns ein völlig anderes Spiel versprochen. Wollen wir den Entwicklern mal glauben, dass die diversen am Ende fehlenden oder stark eingeschränkten Features geplant waren und man eine Vision hatte. Es ist aber auch eindeutig, dass Hello Games diese Vision entweder nicht erreichen konnte oder mit der Entwicklung noch nicht fertig war. Nicht umsonst gab es für die Presse erst nach dem Release Review-Versionen und einen riesigen Day-1-Patch, der das Spiel nochmal völlig umkrempelte. Das Marketing und die PR rund um No Man’s Sky sind rückblickend auf das Versprochene und das am Ende gelieferte eine Totalkatastrophe. Verspreche nichts, was du es nicht halten kannst. Schon Peter Molyneux musste diese Lektion auf die harte Tour lernen.
Schade!
Hejhej, ich bin Lucas und ich schreibe. Am liebsten über Games und allerliebsten für GamePire. Das mach ich seit 2011. Für mich gibt es nur zwei Genres: gutes Game und schlechtes Game. Jedes Videospiel erzählt eine Geschichte, ob sie nun vorgefertigt ist oder erst durch die Online-Community erzählt werden muss. Ich bin hier, um mir diese Geschichte anzuhören und darüber zu schreiben.