Guitar Hero Live
Eine neue Dimension
Guitar Hero Live ist, genau wie Rock Band 4, die erste Umsetzung der Reihe, die auch für die neue Generation von Konsolen erscheint: PS4 und Xbox One. Der Sprung auf neue Plattformen ermöglicht auch immer grundlegende Änderungen. Eine der größten Erneuerungen im Vergleich zu den Vorgängern ist tatsächlich die Gitarre. Entwickler FreeStyleGames verabschiedet sich mit Guitar Hero Live von den fünf farbigen Tasten auf den Vorgängermodellen des Instruments und setzt stattdessen auf zwei übereinander angeordnete Reihen mit je drei schwarzen und drei weißen Tasten. Damit steigt die Gesamtzahl der nutzbaren Tasten sogar auf sechs. Man spielt Guitar Hero mit dieser Umstellung nun deutlich anders und so ist das Spiel mit der Gitarre zumindest für Kenner voriger Guitar Hero-Teile zunächst schwierig und bedarf ausreichend Eingewöhnungszeit.
Was bedeutet das neue Design der Gitarre für das Gameplay? Ganz “einfach”! Es laufen auf einer Spur von oben nach unten jetzt bis zu drei Markierungen über den Bildschirm, anders als bisher müssen diese jedoch auch in der richtigen Tonlage angeschlagen werden. Die schwarzen Tasten stehen für tiefe Töne, die weißen hingegen für die höheren Töne. Dadurch entsteht ein Ebenenwechsel, denn ihr müsst die Finger je nach Ton bewegen und das ist wirklich alles andere als einfach. Selbst eingefleischte Highscore-Kings alter Guitar Hero-Titel verzweifeln anfangs an der neuen Tastenanordnung. Wir sprechen hier aber längst nicht vom höchsten Schwierigkeitsgrad. Auf “Fortgeschritten” oder “Experte” bekommt ihr es sogar mit Tastenkombinationen aus Schwarz und Weiß zu tun. Was den Schwierigkeitsgrad zunächst in die Höhe schießen lässt, ist zugleich eine innovative Idee, um Guitar Hero spielerisch voranzubringen. Und das gelingt!
Mit Hilfe der neuen Gitarre und dem neuen Gitarren-Layout wirkt Gitarrespielen in Guitar Hero Live in der Tat mehr wie Gitarrenspielen. Mit den neuen schwarzen und weißen Tasten können Akkorde wie ein C- oder D-Dur zumindest ansatzweise nachgeahmt werden. Die neue Gitarre sorgt außerdem für eine völlig veränderte Lernkurve, bei der auch Guitar Hero-Experten bei Null anfangen müssen, und das sorgt bei allen Spielern für annähernde Chancengleichheit und jeder Spieler lernt zudem auch die eine oder andere Grundmechanik im Umgang mit echten Gitarren. Deshalb funktionieren im Gegensatz zu Rock Band 4 die alten Instrumente natürlich nicht mehr mit Guitar Hero Live. Auch erlaubt Guitar Hero Live nur das Spiel mit Plastikgitarren, während euch die Konkurrenz aus der Hause Harmonix mit teils kostspieliger Hardware eine komplette Band aus Drummer, Bassisten und Vocalist formen lässt.
Karriere-Selbstläufer
Im neuen Karriere-Modus von Guitar Hero Live spielt ihr die auf der Disc enthaltenen Songs einfach nach und nach ab. Hier lässt FreeStyleGames deutlich Potenzial liegen, denn es gibt kein Scheitern und damit auch keinen Grund, sich anzustrengen. Egal wie schlecht man spielt, man erreicht immer den nächsten Track. Das einzige Feedback, das man deshalb bekommt, ist die Stimmung des Publikums. Als echter Rockstar pfeift man natürlich auf die Außenwirkung und zieht sein Ding durch.
Der Live-Modus
Mit dem neuen und namensgebenden Live-Modus will euch Guitar Hero Live direkt ins Geschehen und somit in vorderster Front der Bühne schubsen, wo ihr vor einem “echten” Publikum spielt. Um diese Illusion zu erschaffen, haben die Entwickler für jeden Song Konzert-Crowds gefilmt und setzen diese Aufnahmen mit realen Menschen so ein, dass ihr zuhause beim Blick auf den Bildschirm meint, im Stadion, im Park oder in einem Club vor echten Fans und Groupies zu spielen. Die Reaktionen des Publikums verändern sich entsprechend eurer Performance und wer zu oft daneben greift, wird von der Menge auch durchaus mit Bechern beworfen. Die Leistung der Schauspieler sorgt zwar hier und da mal für einen kleinen, unfreiwilligen Lacher, aber insgesamt ist der Verzicht von Polygon-Figuren eine willkommene, stilistische Abwechslung.
Guitar Hero Live bietet einen Online-Multiplayer-Modus und der basiert auf einem interessanten Konzept. Als Guitar Hero TV imitiert der Online-Modus quasi einen (oder besser gesagt zwei) Musiksender, auf dem ein wöchentlich wechselndes Programm abgespult wird, in das ihr euch jederzeit einfach einklinken könnt. Ein Sender spielt dabei ein etwas rockigeres Programm, während der andere die Mainstream- und Pop-Songs spielt. Sobald ihr euch in das Programm einklinkt, werden euch bis zu neun Gegenspieler zugewiesen, mit denen ihr im Battle um den Highscore steht. Je nach Leistung erhaltet ihr am Ende mal mehr, mal weniger Erfahrungspunkte und Geld.
Eigentlich eine tolles Konzept, wenn Activision und FreeStyleGames diesen Ansatz nicht ziemlich frech ausnutzen würden. Wenn ihr nämlich einen bestimmten Einzelsong spielen wollt, muss dafür ein Token eingesetzt werden, den man entweder durch im Spiel gewonnenes Geld oder durch den Einsatz von reellem Geld erwerben kann. Ohne Token, keine bewusste Entscheidung für einen Song. Und mit diesem Token schaltet ihr den Song nicht dauerhaft frei. Nein, ihr könnt diesen damit ein Mal spielen. Wer es ganz explizit auf den Highscore bei einem bestimmten Song abgesehen hat, kann diesen somit gar nicht richtig üben bis die Noten auch auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad in Fleisch und Blut übergegangen sind.