Grim Fandango Remastered
Es heimste 1998 Traumwertungen und reihenweise Lob der Presse ein, Spielern bescherte es Muskelkater in den für Lacher zuständigen Gesichtsmuskeln: Die Rede ist von der LucasArts-Adventure-Perle Grim Fandango. Noch heute – mehr als 16 Jahre später – zählt das Untoten-Adventure zu den Videospielklassikern. Leider kamen bis dato nur PC-Spieler in den Genuss, doch das ändert sich im Jahr 2015.
Wir stellen vor: Der tote Reiseberater Manny Calavera
HD-Remaster liegen aktuell voll im Trend und Tim Schafer, einer der damaligen Köpfe hinter Grim Fandango, schlägt mit seinem Studio Double Fine die gleiche Richtung ein und bringt sein Meisterwerk, dank der Unterstützung von Sony und dem aktuellen Lizenzhalter Disney, auch als Cross-Buy auf die PS4 und PlayStation Vita. Ihr kauft also einmal die PS4-Version und bekommt gleichzeitig die Vita-Fassung dazu. Wie im Original erwartet PC-, Mac-, Linux- sowie PS4- und PlayStation Vita-Spieler ein ungewöhnliches Setting und noch ungewöhnlichere Charaktere. Man schlüpft in die Rolle von Manuel “Manny” Calavera, der zu Lebzeiten nicht genug gute Taten vollbracht hat und daher im Reich der Toten als Reiseberater arbeitet bis er selbst an der Reihe ist und in das Reich der ewigen Ruhe entlassen wird.
Ein nerviger Kollege schnappt ihm jedoch immer die Kundschaft weg, was Manny natürlich noch länger in seine aktuelle Position zwingt. Eines Tages verschwindet Mannys potenzielle Luxuskundin und damit sein Ticket in die Ewigkeit, daher macht sich unser Reiseberater mit dem Elementargeist Glottis auf den Weg, das plötzliche Verschwinden aufzuklären. Logisch, dass dahinter viel mehr steckt… Schon damals war die Story hervorragend gestrickt und erzählt und solche Elemente altern eigentlich nur sehr langsam, daher unterhält die Geschichte noch genau so genial wie vor 16 Jahren und PlayStation-Fans erhalten jetzt auch die Chance auf ein grandioses Abenteuer.
Wer gradlinig denkt, steht schnell auf dem Schlauch
Ständiges Um-die-Ecke-Denken ist für die Lösung der zahlreichen Rätsel und der 10 bis 12 Stunden langen Reise an der Seite von Manny unverzichtbar. Jedes der insgesamt vier Kapitel enthält zahlreiche und meist ineinander verschachtelte Rätsel oder Aufgaben. Das von diversen LucasArts-Adventures bekannte Puzzle-Design kommt bei Grim Fandango voll zum Tragen und verlangt die Lösung mehrere Unteraufgaben zur Beendigung einer größeren, übergeordneten Kopfnuss. Hirnschmalz, Kombinationsgabe und oftmals ein ungerade Gedanke sind das A und O, um die ab und an aufkommende Verzweiflung zu überwinden. Hilfe-Optionen wie man sie von modernen Adventures alá Daedalic kennt, sucht man auch im HD-Remake vergebens. Zu einem unvergesslichen Erlebnis machen dieses knifflige Abenteuer zusätzlich zahlreiche schrullige Charaktere, die einen Lacher nach dem anderen produzieren und selbst in der deutschen Version erstklassig vertont sind. Auch der Soundtrack gibt einiges her und wurde vom Melbourne Symphony Orchestra sogar neu eingespielt.
Die Steuerung hat Double Fine im Vergleich zum Original erheblich verbessert. Damals gab es keine Point & Click-Steuerung, stattdessen mussten Joystick oder Tastatur herhalten und dementsprechend hakelig wurde Manny durch die Kulissen geschubst. Zwar gibt es in der Remastered-Fassung ab und an immer noch Probleme mit der Fortbewegung, beispielsweise wenn die Kamera-Perspektive wechselt und sich Manny in die falsche Richtung bewegt. Insgesamt geht das Manövrieren des Charakters jedoch sehr viel angenehmer von der Hand als es vor 16 Jahren der Fall war.
Chancen sollte man nutzen!
Neben sehr viel Lob gibt es von uns allerdings auch eine kleine Rüge für vergebene Chancen, die Grim Fandango Remastered hätte nutzen können, um noch besser zu sein. Die Neuauflage hätte die Chance geboten, eine Hilfefunktion zu integrieren oder ein Aufgabenjournal. Pustekuchen! Wirklich enttäuschend ist dennoch vor allem das 4:3 Bildformat, dem wir links und rechts dicke Balken im Bild verdanken. Schaltet man auf 16:9-Format, wird das Bild erheblich gestreckt – das ist unschön. Leider hat Double Fine auch nur die Texturen der Charaktere aufgebrezelt, die matschigen Hintergründe und Kulissen bleiben uns trotz HD-Remaster nicht erspart und die neuen Lichteffekte sind so subtil, dass sie eigentlich nicht auffallen. Immerhin darf man auf Knopfdruck jederzeit zwischen dem Original und der Remastered-Version hin- und herschalten. Unterschiede wie bei den Halo-Neuauflagen solltet ihr dabei nicht erwarten, für Liebhaber der legendären LucasArts-Adventures ist das trotzdem definitiv nur ein weiterer Pluspunkt. Die rund 15 Euro ist Grim Fandango Remastered trotzdem ohne Zweifel wert – egal für welche Plattform.
Ich bin seit 2004 Chefredakteur und Leiter von GamePire. Als Evil Genius hinter den Kulissen und Gaming/Tech-Nerd gehört FIFA für mich nach 15 Jahren in der Gaming-Industrie immer noch genauso jedes Jahr zu den Highlights wie krachende Action- und Horror-Games oder super-schnelle Racing-Titel. Über innovative Hardware freue ich mich immer sehr und bin zudem ausgesprochener Fan der VR-Technologie. Auf Social Networks bin ich zuhause! See you there!