Evolve
Ein solcher Nackenschlag für die Spieler ist unnötig. Die Entwickler stellen sich mit ihren Ambitionen und dem zähen Fortschrittssystem selbst ein Bein, geraten aber nur kurz in Straucheln. Evolve spielt sich hervorragend und erfordert ein hohes Maß an Taktik und strategischem Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Klassen, das Monster dagegen verleiht einem ein mächtiges Gefühl – erst recht auf Stufe 3. Deshalb entfaltet Evolve sein komplettes Spielspaßpotenzial, wenn sich alle fünf Spieler kennen und durch die automatische Zuteilung der Klassen eine Art Party-Atmosphäre entsteht. Das ist zugleich aber auch das zweite elementare Problem: Die Imbalance zwischen den Klassen und dem Monster ist super, ist jedoch nicht einfach in ein faires Verhältnis zu bringen. Einige Aktionen wirken schlicht zu überpowert, ganz besonders auf Seiten des Monsters. Etwa zwei Drittel der Matches werden zumindest gefühlt vom Monster gewonnen. Im Gegensatz dazu gibt es auch Matches, bei denen Monster und Jäger lange aneinander vorbeilaufen, was kein Spaß ist. Ab und an taucht man einfach immer zu spät und genau dann an den Orten auf, wenn das Monster schon wieder verschwunden ist.
Was gibt es sonst noch?
Die schon beschriebene Jagd ist allerdings nicht der einzige Modus in Evolve. Neben anderen Modi ist Evakuierung sowas wie die “Kampagne” des Spiels mit dünnem narrativen Hintergrund, in der Monster und Jäger in fünf Runden in verschiedenen Modi und auf unterschiedlichen Maps gegeneinander antreten. Der Ausgang eines jeden Matches wirkt sich dann auf die nächste Map aus, abhängig davon ob die Jäger oder das Monster gewinnen. Zerstört das Monster ein Kraftwerk, wartet anschließend verseuchter Nebel auf die Jäger. Wird das Monster erledigt, darf es sich dann mit Geschütztürmen herumplagen oder auf die Jäger warten fortan Heilstationen. Tausende verschiedene Kombinationen soll es geben und den Wiederspielwert damit hoch halten. Noch mehr Freiraum zur Entfaltung als beispielsweise bei der Jagd hat Evolve im Modus Verteidigung. Dieser Modus dreht den Spieß um, denn plötzlich sind die Jäger in der Defensive und müssen Generatoren vor dem Monster verteidigen. Im Modus Verteidigung fühlen sich die Matches auch viel ausgeglichener an, Verlieren fühlt sich nicht so frustrierend an.
DLC-Overload
Für Evolve gibt es umfangreiche DLC-Pläne – eine Entwicklung, die uns auf diese Weise überhaupt nicht gefällt und für die gesamte Branche eine Warnung sein sollte. Bereits zum Verkaufsstart gibt es diverse Downloadinhalte für einen Preis jeweils zwischen 2 und 7 Euro und einen Gesamtwert von über 135 Euro, die nicht vom Season Pass abgedeckt sind, der wiederum für 20 Euro erhältlich ist. In Zukunft sollen es natürlich noch mehr werden und rund 60 Euro kostet immerhin schon das Basisspiel. Zwar muss man den Entwicklern zugute halten, dass man die Spielergemeinde nicht trennen will und sämtliche neuen Modi und Maps kostenlos sein werden, die bezahlbaren Zusatzinhalte lediglich kosmetischer Natur sind und Skins und neue Charaktere beinhalten, doch derart viele Inhalte aus dem Spiel auszuklammern, finden wir mehr als bedenklich.
Monstermäßige Präsentation
Evolve steht weit oben auf der visuellen Evolutionsleiter und spielt sich nicht nur revolutionär anders, sondern sieht dazu noch verdammt geil aus. Dank der verwendeten CryEngine werden uns weitläufige und höchst detaillierte Welten mit kreativer Flora und Fauna sowie eindrucksvollen Wettereffekten geboten. Die lebendig simulierte Welt ist Kriegsschauplatz effektgewaltiger Schlachten zwischen den Jägern und dem Monster. Besonders beeindruckend sind die Licht- und Partikeleffekte. Wenn Goliath seinen Feueratem auspackt, meint man sich beinahe tatsächlich am Controller oder der Maus verbrannt zu haben. Durch die Verwendung der Physically-based Rendering-Technik reflektieren auch Oberflächen das Licht absolut realistisch, was bei verschiedenen Wetterbedingungen für einen völlig anderen Look der Map sorgen kann. Leider kommt es auf allen Plattformen in manchen Situationen zu kurzen Verzögerungen beim Streaming von Detailtexturen.
PS4-Besitzer genießen nichtsdestotrotz ein messerscharfes Bild in nativer 1080p-Auflösung, während die Bildqualität der Xbox One-Version in 900p ein wenig darunter liegt. Beide Konsolenversionen laufen mit festgelegten 30 Frames pro Sekunde. Die Turtle Rock Studios konnten ihr ursprüngliches Ziel von 60 Frames pro Sekunde wohl in der finalen Version nicht ganz erreichen und entschieden sich lieber für eine festgelegte Framerate statt für Framerateschwankungen. PC-Spieler können mit dem richtigen Setup und der nötigen Rechenleistung aus diversen Auflösungen über 1080p wählen, außerdem ist eine höhere Framerate möglich und es gibt eine handvoll zusätzliche Effekte in einigen Bereichen. Evolve ist dreht sich nicht nur um ein hungriges Monster, Evolve selbst ist auch sehr hardwarehungrig. Insgesamt liegen alle Versionen optisch aber auf einem Level. Wuchtige Sounds und die elektronisch angehauchte Musik passen perfekt zum Spiel und verleihen Evolve das passende Flair.
Evolve ist seit dem 10. Februar für PlayStation 4, Xbox One und PC im Handel erhältlich.
Ich bin seit 2004 Chefredakteur und Leiter von GamePire. Als Evil Genius hinter den Kulissen und Gaming/Tech-Nerd gehört FIFA für mich nach 15 Jahren in der Gaming-Industrie immer noch genauso jedes Jahr zu den Highlights wie krachende Action- und Horror-Games oder super-schnelle Racing-Titel. Über innovative Hardware freue ich mich immer sehr und bin zudem ausgesprochener Fan der VR-Technologie. Auf Social Networks bin ich zuhause! See you there!