Dragon Age: Inquisition
Dragon Age: Origins war 2009 nicht nur eines der besten Rollenspiele des Jahres, sondern wurde auch mehrfach genreübergreifend zum Spiel des Jahres gekürt. Nachfolger werden eben an den Vorgängern gemessen, deshalb ging dieser Vergleich 2011 beim Sequel Dragon Age II schon einmal gründlich in die Hose. Dragon Age II war in sämtlichen Bereichen ein Rückschritt. Insbesondere die Kämpfe, die den Fokus mehr auf Action als auf Taktik legten, sowie die generischen Klon-Dungeons mit ihren immer gleichen Strukturen sind nur zwei der größten Gräuel, die die Fans einst verzweifeln ließen. Passend zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft bringen Publisher EA und die einstige Hitschmiede BioWare mit Dragon Age: Inquisition den zweiten Nachfolger auf PC, PS4 und Xbox One. Nach zahlreichen Teststunden können wir euch nun verraten, ob BioWare zurück auf Drachen-Erfolgsspur zurückgefunden hat.
Starkes Storytelling, stereotype Heldengeschichte
Dass Fantasy-Länder oft dem Untergang geweiht sind und ein auserwählter Held zur Rettung gerufen wird, ist im Grunde keine nennenswerte Geschichte mehr, weswegen wir uns der Handlung im Detail auch nicht mehr widmen werden. Nur so viel dazu: Ein namenloser Held erwacht an einem unbekannten Ort und bekommt unvorhergesehene Ereignisse mit. Der namenlose Held wird zurück in die Realität geworfen und ihm wird zugetragen, dass überall im Land große, grüne Risse am Himmel erschienen sind. Zufällig kann nur er diese schließen. Punkt!
Derartige Geschichten sind nicht die falschen Zutaten für ein Spiel aus dem Rollenspiel-Genre, doch eben auch nichts sonderbar Originelles mehr. Wichtiger ist es heutzutage, wie die Geschichte inszeniert wird und genau an dieser Stelle kann jeder vorab beruhigt werden: Das Storytelling ist stark und die Geschichte ist von Entwickler BioWare wunderbar in Szene gesetzt worden. Die Handlung bietet in seinen rund 30 Stunden Spielzeit für die Hauptquest eine Vielzahl an Augenblicken, die uns noch einige Zeit in Erinnerung bleiben werden, aber ebenso Orte und Personen, die sich wunderbar in die Geschichte einfügen. Nichtsdestotrotz irritiert die Handlung an einigen Stellen ein wenig, beispielsweise ändern manche Charaktere innerhalb weniger Dialogsätze scheinbar komplette ihre Meinung über uns. Unter dem Strich bleiben solche Kritikpunkte jedoch ein Klagelied auf hohem Niveau. Es ginge noch besser, aber auch wesentlich schlechter.
Vergleiche mit Himmelsrand
Die Welt von Dragon Age: Inquisition soll laut der PR-Abteilung so groß und abwechslungsreich sein wie bei The Elder Scrolls: Skyrim. Eine ziemlich großspurige Behauptung, wenn man bedenkt, dass der fünfte Teil der Elder Scrolls-Reihe seit seinem Erscheinen als unangefochtene Referenz des Genres angesehen wird. Außerdem stand schon lange vor Erscheinen von Dragon Age: Inquisition fest, dass es keine frei begehbare Welt geben wird, sondern diverse miteinander verbundene Areale, die aber für sich gesehen jeweils riesig sind und sich abwechslungsreich präsentieren. Unter anderem warten Gebiete aus den beiden großen Regionen des ersten (Ferelden) und zweiten (Orlais) Teils mit bekannten sowie neuen Ortschaften auf dem Spieler.
Ist denn die ausführliche Erkundung der Welt von Dragon Age: Inquisition auch wirklich lohnenswert? Diese Frage können wir eindeutig mit “Ja” beantworten. Innerhalb der unterschiedlichen Regionen haben die Entwickler merklich versucht, jeden Meter des Landes so interessant wie möglich zu gestalten. Ständig gibt es irgendwelche Aufgaben zu erledigen oder Sammelaufträge zu erfüllen. Falls weder das eine noch das andere aktuell erledigt werden will, so gibt es eine Vielzahl von Rohstoffen, die an jeder Ecke auf den Abbau warten. Aber nicht nur sammel- und aufgabentechnisch gibt es viel zu tun, auch optisch hat die Welt viele interessante Orte zu bieten, die unbedingt bereist werden wollen. Es lohnt sich!
Ein Eldorado für Sammler
Insbesondere Spieler, die gerne jedes noch so kleine Rätsel lösen und auch den letzten Sammelgegenstand einkassieren wollen, können in der Spielwelt unzählige weitere Stunden verbringen. Es besteht bei all den kleinen und großen zu entdeckenden Dingen natürlich immer die Gefahr, dass man in den Rausch der Komplettierung gerät und in seinem Tunnelblick keineswegs mehr das Gefühl hat, in einer authentischen Fantasy-Welt umherzuspazieren. Es ist die buchstäbliche Möhre, die dem Scheuklappen-tragenden-Esel vorgehalten wird, nur um immer weiter zu machen, was zur Fixierung auf wenige Gegenstände entgleisen kann. Aufgetischte Belohnungen sind in BioWares neustem Machwerk dann auch mal mehr, mal weniger nützlich. Dadurch kommt schnell die Frage auf, wieso man sich dafür die ganze “Arbeit” gemacht hat. Auf der anderen Seite erzeugt Dragon Age: Inquisition eine Attraktivität, die nur wenige Titel nach so vielen Stunden immer noch aufrechterhalten können. Möchte man nämlich nur mal eben kurz eine halbe Stunde spielen, so können unbemerkt schnell mal 3 oder 4 Stunden vergehen. Dragon Age: Inquisition findet eine relativ ausgeglichene Balance, um den Spieler bei der Stange zu halten und trotzdem meist mit befriedigenden Gegenständen aufzuwarten.