Die potenziellen Auswirkungen des Brexit auf die Videospielindustrie
Die Briten haben in einem Referendum gewählt und das Ergebnis steht fest: 51,9 Prozent wollen dem amtlichen Endergebnis nach den Austritt aus der Europäischen Union. Premier Minister David Cameron hatte mehrfach ausdrücklich versprochen, dem Ausgang des Referendums Folge zu leisten. Er kommt also wohl nicht darum herum, mit dem vereinigten Königreich (UK) die EU zu verlassen. Was bedeutet das Ganze für die Videospielindustrie in Großbritannien und dem europäischen Festland?
Die Briten sind nicht von heute auf morgen aus der EU raus. Die britische Regierung muss bei der EU den Austritt beantragen und ab dann dauert der Prozess zwei Jahre. Das ist vertraglich geregelt. Das Parlament muss sich für den Austritt entscheiden, das nun abgehaltene Referendum für sich ist noch keine Entscheidung, es zeigt der Regierung im Prinzip nur den Wunsch des Volkes an. Wie bereits erwähnt kommt Camerons Regierung aber wohl kaum darum herum, den Austritt einzuleiten. Er selbst hat aber schon seinen Rücktritt angekündigt.
Der Austritt der Briten aus der EU hätte vermutlich gewaltige Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes und natürlich auch auf unsere Wirtschaftsbeziehungen zum vereinigten Königreich. Angefangen beim Preis von Videospielen bis hin dazu, dass es für Entwickler aus UK schwieriger werden könnte, Spiele in den EU-Ländern zu verkaufen sowie für talentierte Entwickler nach UK zu kommen, um dort zu arbeiten oder Studios zu gründen. Auch für uns könnten gewisse Spiele, die aus UK kommen, teurer werden.
Das sind die potenziellen Auswirkungen des Brexit auf die Videospielindustrie:
Reisefreiheit und offener Arbeitsmarkt
UK ist zwar kein Mitglied des Schengenraumes, mit dem Austritt aus der EU fiele für alle europäischen Bürger dennoch die vereinfachte Einreise und der offene Arbeitsmarkt weg. Man könnte dann nur noch mit Reisepass und Visum nach UK einreisen, umgekehrt können UK Entwickler schwieriger in die EU einreisen. Außerdem könnte man innerhalb der EU nicht mehr einfach arbeiten, wo man will. Man würde eine Arbeitserlaubnis in UK benötigen und das könnte dazu führen, dass talentierte Entwickler nicht mehr oder deutlich schwieriger nach UK kommen, um dort in einem Studio zu arbeiten. Das könnte die dortigen Studios schwächen. Auch für europäische Studios würde es aufwendiger, Entwickler aus UK einzustellen.
Studios könnten stark verkleinert werden oder sogar ganz schließen
Multinationale Konzerne könnten ihre Niederlassungen deutlich verkleinern, Europazentralen in andere europäische Städte wie Paris oder Berlin verlagern oder Studios könnten sogar ganz geschlossen werden. rocksteady Studios, Rockstar Games, Media Molecule oder Rare gehören beispielsweise zu multinationalen Konzernen wie Microsoft, Warner Bros oder Sony, die es schwieriger finden könnten, in UK zu operieren. Kleinere Studios könnten sogar gänzlich geschlossen werden. Großbritannien steht vor einer Zeit der Unsicherheit und das schreckt immer Investoren ab.
Spiele könnten teurer werden
Gewisse Videospiele könnten für uns alle teurer werden, sowohl für unsere Freunde auf der Insel als auch hier bei uns. Durch den Austritt aus der EU fällt für die Briten auch die Zollfreiheit weg, britische Entwickler müssten also Zoll zahlen, wenn sie ihre Spiele bei uns anbieten wollen. Umgekehrt werden wohl auch Entwickler vom Festland Zölle auf der Insel zahlen müssen. Um das zu umgehen, müsste UK mit jedem der 27 einzelnen EU-Länder eine Sonderregelung aushandeln. Das kann fünf bis zehn Jahre dauern. Dieses Szenario gilt natürlich für Box-Games, weil diese physisch in das jeweilige Land eingeführt werden müssen. Digitale Käufe könnten durch den Austritt der Briten sogar etwas günstiger werden. Ein Austritt könnte auch das britische Pfund schwächen, das heute bereits deutlich in den Keller rutschte und ebenfalls zu steigenden Preisen bei physischen Spielen und Hardware für die britischen Gamer sorgen könnte.
Die Angst vor einer Rezession
Der Austritt Großbritanniens könnte zu einem Schrumpfen der britischen Wirtschaft führen. Durch die genannten Auswirkungen finden es Unternehmen unter Umständen schwieriger und weniger attraktiv in UK zu produzieren. Reisebeschränkungen, die Abkapselung des Arbeitsmarktes, ein schwaches Pfund, Einfuhrzölle oder der enorme bürokratische Aufwand, mit den 27 verbleibenden EU-Ländern einzelne Abkommen auszuhandeln, kann hunderttausende Arbeitsplätze auf der Insel kosten. Videospiele sind mittlerweile deutlich akzeptierter und finden nach und nach den Zugang zur Mitte der Gesellschaft, dadurch ist die gesamte Gamingbranche aber gleichzeitiger auch anfälliger für die Auswirkungen einer Rezession. Steigt beispielsweise die Anzahl der Arbeitslosen in UK, werden diese Menschen auch weniger Geld für Videospiele ausgeben können. Das trifft nicht nur den UK-Markt, die Briten könnten dann auch von deutschen Studios wie Crytek oder anderen europäischen Entwicklern weniger Spiele kaufen. Der Gesamtabsatz könnte zurückgehen.
Habt ihr eine Meinung zum Brexit? Macht ihr euch Sorgen, was die Zukunft angeht? Habt ihr vielleicht Verwandte auf der Insel? Schreibt uns in die Kommentare!
Ich bin seit 2004 Chefredakteur und Leiter von GamePire. Als Evil Genius hinter den Kulissen und Gaming/Tech-Nerd gehört FIFA für mich nach 15 Jahren in der Gaming-Industrie immer noch genauso jedes Jahr zu den Highlights wie krachende Action- und Horror-Games oder super-schnelle Racing-Titel. Über innovative Hardware freue ich mich immer sehr und bin zudem ausgesprochener Fan der VR-Technologie. Auf Social Networks bin ich zuhause! See you there!