Apple weigert sich, dem FBI eine iPhone-Hintertür zu programmieren – und sagt es öffentlich

Experten beim FBI scheitern noch immer daran, das iPhone des Attentäters von San Bernardino zu knacken und bitten Apple um Hilfe, doch der Konzern weigert sich trotz eines Gerichtsbeschlusses in den USA. Der Grund ist nämlich ziemlich brisant.

Ein Richter hatte angeordnet, dass Apple den FBI-Ermittlern dabei hilft, an die Daten auf dem iPhone 5C von Seyd F. zu gelangen. Seyd F. und seine Frau hatten im Dezember in San Bernardino 14 Menschen getötet. Seitdem scheitern Experten des FBI daran, die Daten auf dem iPhone auszulesen. Ihr Problem ist eine Technologie, die Apple und Google 2014 als Reaktion auf die Snowden-Enthüllungen eingeführt haben. Mit iOS 8 beziehungsweise Android 5 führten beiden Unternehmen eine automatische Verschlüsselung des Smartphone-Speichers ein. Nur mit der korrekten PIN lässt sich das iPhone entsperren und der Speicher entschlüsseln.

Früher ließen sich solche Sperren durch sogenannte Brute-Force-Attacken überwinden, bei denen man einfach alle nur möglichen Zahlenkombinationen durchprobierte. Das funktioniert nicht mehr. Das System blockiert das schnelle Ausprobieren von Kombinationen und baut immer längere Pausen ein und irgendwann muss man mehrere Stunden bis zur nächsten Eingabe warten. Es gibt aber auch eine Funktion, den Speicher des iPhone nach 10 Fehlversuchen automatisch zu löschen und genau diese Funktion könnte beim Attentäter aktiviert worden sein.

Laut Gericht soll Apple dem FBI durch drei Kern-Hilfsmittel unter die Arme zu greifen:

  • Die automatische Löschfunktion soll deaktiviert oder umgangen werden, egal ob sie aktiviert ist oder nicht.
  • Es soll ermöglicht werden, Zahlencodes digital an das Handy zu übertragen, statt sie händisch auf dem Bildschirm eintippen zu müssen.
  • Es soll sichergestellt werden, dass zwischen den vom FBI versuchsweise eingegebenen Zahlencodes keine Verzögerungen entstehen.

Apple soll dem FBI also helfen, die Verschlüsselung des iPhone zu umgehen. Das wäre im vorliegenden Fall auch nachvollziehbar, um den Fall in San Bernardino aufzuklären. Allerdings verlangt das FBI eine spezielle iOS-Version mit einer Hintertür zum Speicher des Smartphone von Apple. Beim Aufspielen dieser Software soll das bereits installierte iOS nicht verändert werden. Stattdessen soll die Software im Arbeitsspeicher des Geräts installiert und das System damit so modifiziert werden, dass sie nur auf diesem einen Gerät lauffähig ist. Wenn Apple eine bessere Idee habe, könne man diese einbringen. Wow!

Apple wird in der gerichtlichen Anordnung auch aufgefordert, “angemessene Kosten” zu nennen und ist sich dem Aufwand offenbar bewusst. Das Gericht lässt dem Konzern aus Kalifornien nur einen Ausweg: Apple könne binnen fünf Werktagen einen Antrag stellen, um von der Anordnung entbunden zu werden, wenn man diese für “unzumutbar beschwerlich” halte. Genau das will Apple tun und geht außerdem mit der Forderung des FBI an die Öffentlichkeit.

Apple veröffentlichte einen offenen Brief von Konzernchef Tim Cook an die Kunden des Unternehmens. Apple habe eng mit den Behörden zusammengearbeitet und bei den Ermittlungen geholfen sowie dem FBI alle geforderten Daten übermittelt, heißt es in dem Brief. Sogar Ingenieure habe man entsendet, um den Ermittlern zu helfen.

“Jetzt verlangt die US-Regierung aber etwas, das wir nicht haben und das wir für zu gefährlich halten. Wir sollen eine Hintertür für das iPhone bauen”, heißt es in dem Brief. “In den falschen Händen könnte diese Software – die bis heute nicht existiert – potenziell jedes iPhone entschlüsseln. Eine Garantie, dass diese Software nur für diesen einen Fall zum Einsatz kommt, gibt es nicht.”

Laut Apple werde man damit aufgefordert, seine eigenen Nutzer zu hacken und jahrelangen Fortschritt in Sicherheitstechnik zu kompromittieren, was iPhone-Nutzen hohen Risiken aussetzt. Sollte man diese iOS-Version wirklich entwickeln müssen, könnte die Regierung “Nachrichten, Gesundheits- oder Finanzdaten abfangen, Aufenthaltsorte feststellen oder sogar die Kamera und das Mikrofon des iPhones unbemerkt zu aktivieren.”

Dass Apple mit diesen Informationen an die Öffentlichkeit geht, ist tatsächlich bemerkenswert. Das müssen selbst Apple-Hasser zugeben. Oder will Apple nur seine eigenen Nutzerdaten schützen, da diese Milliarden-Dollar wert sind?

So oder so: Ein dickes Ding, oder was denkt ihr?

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