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Nachdem wir letzten Monat vorab einen Blick auf die Preview-Fassung von Hard Reset aus dem Hause Flying Wild Hog werfen durften, liegt uns seit einigen Tagen die fertige Vollversion des PC-exklusiven Download-Shooters vor. Pünktlich zum Release des Spiels in dieser Woche erscheint auch unser Test und wir sagen euch, ob sich das Erstlingswerk des polnischen Entwicklerteams lohnt oder ob ein zweites Cyberpunk-Game neben Deus Ex: Human Revolution innerhalb kurzer Zeit zu viel sein könnte.
Ego-Shooter = Dünne Hintergrundgeschichte = Manchmal genau richtig
Nicht immer gehört in einen guten Ego-Shooter zwangsweise eine epische und ausgefeilte Hintergrundgeschichte. Jedes Genre ist eben mit seinen besonderen Eigenheiten ausgestattet, es gibt Story-basierte Shooter oder eben Shooter, bei denen der Schwerpunkt mehr auf cooler Action liegt. Zum Letztgenannten gehört auch Hard Reset.
Auch hier gibt es wieder den üblichen Story-Rahmen, der im Grunde aber schnell erzählt ist: In einer dunklen Zukunftsvision ist die Menschheit abermals fast vollkommen ausgelöscht. Einzig und allein die Stadt Bezoar gilt als letzter Rückhalt, wo auch das Geschehen in Hard Reset spielt. Der Spieler übernimmt die Rolle des Kriegsveteranen Major Fletcher, der eigentlich seinen Ruhestand in Frieden verleben wollte bis die Maschinen plötzlich die Stadt überrennen und alles Menschliche töten. Was könnte ein Kriegsveteran, der Hauptprotagonist eines First-Person-Shooters ist, wohl Sinnvolleres machen als auf die Straßen von Bezoar zu gehen und einigen Maschinen den Stecker ziehen, um doch noch die letzten Menschen zu retten? Aus Mangel an Alternativen natürlich nichts als sich eine große Waffe zu suchen und frontal gegen die Gegner anzurennen.
Große Kulisse, dichte Atmosphäre und schnelle Action
Dass die gesamte Szenerie sehr stark von Vorbildern wie Blade Runner inspiriert ist, ist sicherlich nicht das am besten behütetste Geheimnis, aber wo könnte man sich auch besser am Szenario orientieren als bei jenem Cyberpunk-Klassier aus dem Jahre 1982, noch dazu wenn die Atmosphäre so gut vermittelt wird wie hier.
Die Häuserschluchten prahlen in düsterer Nacht mit ihren knallbunten Werbetafeln, während Regen auf den Boden trommelt und aus den Lautsprechern eines futuristischen Zeppelins eine asiatische Frauenstimme ertönt und uns gänzlich in den Bann der Stadt Bezoar zieht. Alles stimmig, gut abgestimmt und fast romantisch anmutend, ja wären da nicht noch diese durchgedrehten Roboter, die wie wahnsinnig Energiekugeln auf Fletcher schießen. Genauso schnell wie die Stadt den Spieler mit seiner dichten Atmosphäre in den Bann zieht, nehmen einem die Amok laufenden Roboter auch ins Visier und strömen in solchen Massen auf einen zu, dass sich der Finger am Abzug nicht mehr erholt.
Das atmosphärische Setting hat allerdings zwei kleine Haken, denn auf der einen Seite unterscheidet sich die Umgebung nur sehr geringfügig, auf der anderen Seite wirkt die Umgebung, trotz des postapokalyptischen Touch, sehr blutarm und leer. Bis auf die gegnerischen Roboterhorden ist nicht viel, was einem sonst noch in den Gebieten über den Weg laufen könnte.
Das ist Kritik, die sich besonders jene AAA-Ego-Shooter gefallen lassen müssten, von denen man weiß, dass hinter ihnen große Studios mit viel Geld und einem großen Budget stehen. Hard Reset ist aber das Erstlingswerk eines aufstreben Entwicklerstudios, weshalb man über solche Kritikpunkte leichter hinweg sieht. Zudem fängt der polnische Shooter sehr gelungen den Old-School-Charakter alter Spiele ein.
Man hat fast das Gefühl als wäre Hard Reset lediglich ein HD-Remake eines Spiels aus den 90er Jahren, denn zu eingängig und fast tunnelartig sind die Level aufbaut, die Gegner sehr destruktiv eingestellt und immer bedacht, dem Spieler seine Lebensenergie zu stehlen. Selbst Features der modernen Konkurrenz werden hier über Bord geworfen und getreu dem Motto "back to the basics" werden längst ausrangierte Spielelemente des Genre wiederbelebt. So ist das Aufheben von Medi-Packs statt Auto-Regenerierung im Genre der First-Person-Shooter sicherlich längst antiquiert, doch fügen sich solche Gameplay-Mechanismen trotzdem gut ins Spiel ein und erzeugen einen ganz eigenen Charme, wohingegen viele andere Titel in der Masse verschwinden.
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