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American Football begeistert in den USA zwar seit mehr als einem Jahrhundert die Massen, findet diesseits des großen Teichs aber quasi nicht statt und nur Fans des Sports kennen die Regeln und Teams. Weniger verwunderlich ist es daher, dass die Sportserie Madden NFL in Amerika jährlich zu den am meisten verkauften Spielen zählt, ihr Dasein hierzulande jedoch stets im Schatten der EA Sports-Titel FIFA, NBA Live und NHL fristet. Daran hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert und so kam am 22. August die fünfzehnte Ausgabe der Football-Simulation auf den deutschen Markt. Und das getreu aller Erwartungen unter völligem Desinteresse der deutschen Konsoleros und PC-Spieler. Um euch zu sagen, ob sich der Kauf von Madden NFL 08 auch für Football-Laien und Besitzer des Vorgängers lohnt, haben wir ein paar virtuelle Touchdowns und Field Goals erzielt. Lest unsere Erfahrungen in der Umsetzung der reichsten Sportliga der Welt in den folgenden Zeilen!
Raumgewinn für Altbekanntes
Eins vorneweg: Wer sich von Madden NFL 08 eine Revolution der Serie erwartet, dem muss bereits an dieser Stelle die Illusionen geraubt werden. Die aktuelle Version sieht genau so aus, wie die aus dem Vorjahr. Es ist vollkommen unverständlich, warum das Entwicklerteam bei der PC-Version immer noch auf die Grafikengine der PlayStation 2 zurückgreift, sieht diese doch in Zeiten von Xbox 360 und PS3 wie ein Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen aus. Auch im Hinblick auf neue Features und Spielmodi sieht es ziemlich mau aus. Der Franchise-Modus wurde eins zu eins aus der Vorgängerversion übernommen und der ehemalige Hall-of-Fame-Modus kann als einzige Neuerung eine Namensänderung vorweißen, er heißt jetzt Superstar-Hall-of-Fame-Modus. Wenigstens darf man dort nun endlich die Geschicke eines realen NFL-Spielers lenken und muss nicht zwangsläufig einen eigenen Superstar erstellen.
Immerhin wollten die Entwickler ihre Abnehmer nicht vollkommen leer ausgehen lassen und so wurden die so genannten Skill Drills eingeführt. Bei diesem Übungsmodus gilt es, eine bestimmte Aufgabe in einem vorgegebenen Zeitrahmen zu erfüllen. Zum Beispiel muss man innerhalb kurzer Zeit mindestens acht Pässe an den Mann bringen. Als Gegner agieren bei diesen Aufträgen stets überdimensionierte Trainings-Dummies.
Wer vom Football keine Ahnung hat, der muss in seinen ersten Partien auf gut Glück agieren, denn neben der Ask-Madden-Funktion, bei der die Trainerlegende einen Spielzug vorschlägt, steht man als Laie auf verlorenem Posten. Eine Regelerklärung gibt es nicht, nur die zuvor angesprochenen Skill Drills und Minicamps, bei denen jeweils ein Aspekt des Spiels fokussiert wird, tragen zum Spielverständnis bei. Spätestens nach drei Stunden im Spiel sollte aber auch der letzte Hallenhalma-Fan das Spielprinzip verstanden haben.
Zwischen 07 und 09
Wenn schon nicht an der Optik des Spiels gewerkelt wurde, so gibt es wenigstens spürbare Veränderungen im Gameplay. Vor jedem Spielzug bekommt man nun die Möglichkeit, die Spezialgebiete seiner Sportsmänner schnell zu studieren. Über dem Kopf jedes Spielers erscheint auf Wunsch ein Symbol, das dessen größtes Talent durch ein Symbol darstellt. Ein besonders schneller Passempfänger hat als Emblem zum Beispiel ein Paar beflügelte Schuhe, ein wurfstarker Quarterback dementsprechend einen Football mit Raketenschweif.
Durch die Einführung von Teamtackles, eine Gruppe von Spielern tackelt den balltragenden Opponenten, und durch die Erweiterung der bereits aus dem Vorgänger bekannten Hit-Stick-Funktion wirkt das Spiel im Vergleich zu dem aus dem Vorjahr um einiges realistischer. Abgerundet wird dieser Eindruck noch durch neue Wettereffekte und die überarbeitete Stadionleinwand, auf der 07 noch Standbilder gezeigt wurden, die Partie nun aber endlich parallel zum Geschehen auf dem Feld gezeigt wird.
Diese Verfeinerungen täuschen jedoch nicht darüber hinweg, dass es die Entwickler wieder einmal nicht geschafft haben, ein bugfreies Spiel in den Handel zu bringen. Genau wie im Vorgänger laufen die Footballer oft durch Mitspieler, Schiedsrichter und Tribünen. Extrem nervend ist auch, dass jede noch so kleine Statistik von einer amerikanischen Firma präsentiert wird. Neben den ersten Versuchen wirbt der Bekleidungshersteller Under Armour, der Aufzählung komplettierter Pässe folgt eine Cadillac-Werbung. Die Anzeigen werden zwar dezent eingeblendet, trotzdem fragt man sich, warum EA Sports solch plumpe Reklame einfügt, schließlich verdienen sie am Verkauf ihrer Sportserie offensichtlich schon gut genug.
Die Mannschaften wurden zudem, wie in jedem Jahr, auf den neuesten Stand gebracht. Endlich kann auch die europäische Tochterliga der NFL mit aktuellen Kadern überzeugen, waren doch bis letztes Jahr immer die Spieler der Vorsaison präsent. Wahrscheinlich ist die Aktualisierung der europäischen Teams eine Art Abschiedsgeschenk seitens EA an die kürzlich aufgelöste NFL Europa.
Bei alter Grafik und alten Spielmodi kann man ja unter Umständen noch ein Auge zudrücken. Dreist wird es erst, wenn Kompositionen aus dem 07er-Soundtrack einfach wieder übernommen wurden. Zwar sind viele Songs neu hinzugestoßen, trotzdem fällt Kennern des Vorgängers der eingeschmuggelte alte Soundtrack sofort auf. Ähnlich wie mit dem Soundtrack verhält es sich auch mit den Kommentaren, die Altmeister John Madden wieder höchst selbst gibt, denn auch die stammen zum Großteil aus dem Vorjahr. Neu sind lediglich die Namen einiger hinzugestoßener Spieler. Wieder einmal schaffen es die Jungs von EA nicht, den desolaten Kommentar realistischer zu gestalten und so ist es kaum verwunderlich, das Maddens abgehackte und unpassende Bemerkungen in einem Vergleich mit dem Kommentar der anderen EA-Sportspiele weit abgeschlagen sind.
Online sind dem Spieler quasi keine Grenzen gesetzt, eine kostenlose Anmeldung bei EA Sports reicht aus, um Partien und Turniere gegen menschliche Gegner bestreiten zu können. Doch Vorsicht: Wie jedes Jahr schaltet EA mit Veröffentlichung des neuesten Teils seine alten Server ab. Wer sich online also einen guten Ruf erspielt hat, der sollte damit rechnen, ihn im August 2009 wieder zu verlieren.
PRO:
CONTRA:
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