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Gefangen zwischen GameCube und Wii
Wenn man einen Kritikpunkt sucht, dann findet man diesen wohl am schnellsten im visuellen Bereich. Man sollte sich nichts vormachen, den optisch imposanten Games auf Xbox 360 und PlayStation 3 kann Twilight Princess zu keinem Zeitpunkt das Wasser reichen. Dies ist jedoch eine logische Konsequenz, schließlich ist Nintendos Wii leistungstechnisch sehr viel flachbrüstiger ausgestattet und verfügt über weniger Rechenleistung als die beiden Konsolen der Konkurrenz, zudem wurde Twilight Princess vom GameCube auf das neue Flaggschiff von Nintendo portiert. Auf Wii wurde zumindest ein 16:9-Modus eingeführt und die Texturqualität ist gegenüber dem GameCube-Standard zwar hier und da leicht erhöht worden, dennoch ist der Sprung nicht gerade exorbitant ausgefallen, oft sind die Texturen einfach nur ziemlich matschig und unspektakulär.
Das bedeutet aber nicht, dass Twilight Princess optisch eine Gurke ist. Nintendo schafft etwas, was selbst viele beeindruckenden HD-Spiele nicht auf die Reihe bekommen: Viele Entwicklungen auf Xbox 360 und PlayStation 3 protzen mit hochauflösenden Texturen und werben mit für Leihen unverständlichen Fachausdrücken wie Poly-Count, wirken im Endeffekt aber tot, steril und enorm künstlich. Und trotz der weitaus geringeren Rechenleistung des Wii kreieren die Entwickler von Nintendo eine liebevolle Welt, die den Betrachter in seinen Bann zieht und absolut stimmig erscheint.
Link und seine Gegner sahen noch nie so detailliert aus, die Umgebung ist mit viel Liebe zum Detail konstruiert worden und trotz teils matschiger Texturen bietet Twilight Princess durchaus visuelle Highlights. Diese Höhepunkte lassen einen so manches Mal vergessen, dass es sich im Grunde um eine optisch leicht verbesserte Portierung eines GameCube-Spiels handelt. Äußerst stimmungsvoll gelungen sind beispielsweise die Lichteffekte. Wenn die Sonnenstrahlen durch die Baumwipfel scheinen oder lodernde Fackeln dunkle Gänge und Dungeons beleuchten.
Daneben beeindruckt vor allem die realistische Wasserdarstellung, die regelmäßig durch kleine oder große Wasserfälle, Seen oder Lagunen in Szene gesetzt wird. Wagt man sich mit Link ins kühle Nass, offenbaren sich endgültig ganz andere Qualitäten des neuen Zelda-Spiels. Was Hyrule erst so lebendig wirken lässt, das sind die grandiosen Animationen sowie die geschmeidige Mimik der Akteure. Eben jene Animationen imponieren über die gesamte Spieldauer hinweg, die Schwimm-Animationen sind da bloß das i-Tüpfelchen.
Insgesamt muss man sagen, dass auch der realistische Grafikstil dem Spiel sichtlich gut tut und Links neustem Abenteuer eine deutlich glaubwürdigere Note verleiht. Die knuddelige Cel-Shading-Optik aus The Windwaker mag zwar auch ein gelungenes Gesamtkonzept gewesen sein, viele Fans wünschen sich aber nicht erst seit dem letzten Zelda-Teil einen realistischen Grafikstil.
Retro-Sound
Bei der Sounduntermalung hat Nintendo einige Gelegenheiten ziemlich leichtfertig vergeben. Immer noch gibt es an keiner Stelle des Spiels eine Sprachausgabe, was man von heutigen Top-Entwicklungen eigentlich verlangen können muss. Doch Nintendo fällt es bei seinen eigenen Entwicklungen seit jeher schwer, eine wirkliche Sprachausgabe zu integrieren. Und so gibt es auch bei Twilight Princess lediglich bei einigen Dialogen ein paar Fantasieausdrücke, die jedoch auf keiner wirklich existenten Sprache basieren.
Und trotzdem sind die Musikstücke des Spiels mal wieder absolute Oberklasse, hier spielt Nintendo seine Führungsrolle in der Branche voll aus, denn kaum ein Spielhersteller kann auf eine derart konstante Liste mit hochklassigen Kompositionen zurückblicken und vor allem die Zelda-Reihe profitiert davon seit Anbeginn. Auch Twilight Princess bietet eingängige und mitreißende Orchester-Sounds, die die aktuelle Spielsituation perfekt zum Spieler übertragen. Ob Spannung vorherrscht oder sich eine gespenstische Stimmung breit macht, der Spieler fühlt was er sieht.
Was jedoch nicht mehr ganz zeitgemäß ist, sind die Retro-Sounds, beispielsweise beim Auffinden neuer Items. Es ist ja verständlich, dass Nintendo auf altbekannte und unverwechselbare Soundeffekte der Zelda-Serie setzt, wieso diese aber größtenteils MIDI-basiert sein müssen, erschließt sich bei heutigen Standards nicht mehr so ganz. Dadurch entsteht außerdem eine enorme Diskrepanz zwischen den veralteten Retro-Sounds und der hervorragender orchestralen Sounduntermalung. An dieser Stelle wäre noch deutlich mehr drin gewesen…
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