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Multiplayer: Noch ausgeglichener, noch zugänglicher
Der Singleplayer-Modus kann bis auf die wenigen genannten Mankos noch mehr begeistern als bei den Vorgängern, was natürlich daran liegt, dass man nun seine böse Seite ausleben kann. Der Umfang von Splinter Cell Double Agent ist allerdings ziemlich mau ausgefallen. Dennoch: Mal nicht den immer den moralisch korrekten Weg einschlagen zu müssen, die unheimlich stimmige Atmosphäre, die neuen Gadgets und Fähigkeiten von Sam sowie nicht zuletzt die Möglichkeit zur Verbesserung der Statistik und die verschiedenen Enden ermutigen zum mehrmaligen Durchzocken, für absoluten Dauerspaß sorgt allerdings der Multiplayer-Modus.
Neben einem kooperativen Spielmodus, der sich stark am Singleplayer-Modus orientiert bietet Splinter Cell Double Agent den schon aus den Vorgängern bekannten 3 vs. 3-Modus. Hier treten zwei Fraktionen mit bis zu drei Teilnehmern gegeneinander an. Die Mercanaries, die bis an die Zähne bewaffnet sind, sich dafür aber recht behäbig bewegen, kämpfen gegen die Spione. Die wiederum sind flink und vor allem technisch hervorragend ausgestattet, während die Mercs mehr auf durchschlagskräftige Waffen setzen.
Das Grundprinzip hat Ubisoft unangetastet gelassen, konzentriert haben sich die Entwickler vor allem auf Balance und Einsteigerfreundlichkeit. Unerfahrene Mehrspieler können sich beispielsweise Icons über Objekten mit Interaktionsmöglichkeiten einblenden lassen. Damit finden Neulinge schnell heraus, mit welchen Objekten man interagieren kann, sodass die Lernphase deutlich kürzer ausfällt.
Wie bereits erwähnt arbeitete das Mehrspielerteam von Ubisoft auch an der Spielbalance. Die Spione sind noch agiler und die Mercs müssen beispielsweise auf den Geräusch-Detektor verzichten, erhalten als Ausgleich jedoch einen integrierten Bewegungsmelder.
Wirklich vorzüglich ist der Netzwerk-Code, in unseren Testrunden über Xbox Live suchten wir vergeblich nach Lags und Verbindungsproblemen. Damit kommen auch Dauer-Onlinezocker mit Double Agent auf ihre Kosten, zumal Ubisoft auf eine Rangliste setzt, bei der Vielspieler belohnt werden. Man kann ein Team bilden und zusammen trainieren, damit der Aufstieg in der Rangliste nicht lange auf sich warten lässt.
Ausgezeichnete Präsentation
Gekrönt wird das hervorragende Stealth-Action-Highlight von einer bemerkenswerten Optik, die momentan wohl nur die wenigsten Spiele bieten.
Die Liebe zum Detail beginnt schon bei der detaillierten Darstellung von Sam, dessen Gesicht alleine aus 4.000 Polygonen besteht, seine unwichtig erscheinende Brille besteht aus satten 1.500 Polygonen. Das ist schon eine Menge, denn das komplette Charaktermodell von Sam bestand im Vorgänger aus insgesamt 3.500 Polygonen.
Alleine Sams Gesicht verinnerlicht also schon mehr Vielecke als ganze Charaktere in den Vorgängern. Und dadurch wird auch eine realistische Gestik und Mimik ermöglicht, die Sam zu Leben erweckt. Man kann seinen rauen Charakter und die Kunst zu töten quasi in seinem Gesicht ablesen.
Doch bei Sam alleine hört die tolle Optik nicht auf, auch die Umgebung macht bei dem Spielchen mit und zeigt sich sehr abwechslungsreich, atmosphärisch und effektreich. In manchen Leveln dürft ihr sogar die enorme Sichtweite bestaunen, die die Engine auf den Bildschirm zaubern kann. Im Eislevel beispielsweise wird die Sichtweite zwar durch Schneegestöbert eingeschränkt, Shangai mit seiner imposanten Skyline belegt dann aber bemerkenswert, zu was es reichen kann. Man kann fast kilometerweit sehen und tief in die Häuserschluchten herabblicken, wo der Verkehr an einander vorbeirauscht.
Dazu gibt es einige weitere Effekte, wozu auf jeden Fall die Darstellung von Eis zählt. Wenn Sam beispielsweise unter einer Eisschicht her taucht und sich das Licht unterschiedlich darin bricht, von der plastischen Darstellung des Eises mit Kratzern ganz zu schweigen. Die Entwickler überraschen den Spieler des Öfteren mit verschiedenen Grafikspielereien wie von der Kamera herunterlaufende Wasserperlen beim Auftauchen aus dem Wasser oder mit sehenswerten Explosions-, Feuer-, Licht- und Schatteneffekten, wodurch die Dichte der Atmosphäre noch weiter zunimmt.
Man sieht außerdem überall knackige Texturen, die durch Texture Mapping und Normal Mapping auch eine glaubhafte Plastizität erreichen. Die Gesamtoptik wird natürlich durch weitere Grafikeffekte wie High Dynamic Range-Lightning oder Parallax Mapping aufgebort.
An dem ziemlich oft eingesetzten Bloom- (Unschärfe) und HDR-Effekten beweisen die Entwickler, dass sie mit dem Strom schwimmen und dem allgemeinen Trend zur Blendung des Spielers durch verschiedene Lichtquellen folgen. Spaß scheint der Einsatz dieser Effekte gemacht zu haben, gespart wird daran nämlich nicht.
Ebenfalls mal wieder auf hohem Niveau präsentieren sich die Animationen. Noch nie schlicht, sprang oder kletterte Sam so geschmeidig wie im neusten Splinter Cell-Teil. Auch völlig neue Fähigkeiten wie das Schwimmen stehen dem in nichts nach und bieten die gleichen ansehnlichen Bewegungen wie bei jeder anderen Aktion.
Nur ganz selten kommt es für den Bruchteil einer Sekunde mal zu einem kurzen Aussetzer, bei dem die Darstellung kurz stockt, der aber kaum auffällt, nicht stört oder den Spielfluss behindert. Die Kamera könnte mitunter allerdings weiter von Sam entfernt sein, da das Charaktermodell partiell die Sicht blockieren kann.
Für die Sprecher hat Ubisoft keine Kosten gescheut, somit standen mal wieder professionelle Sprecher vor dem Micro, die ihren Job allesamt hervorragend ausführen. Allen voran die bekannte deutsche Synchronstimme für Sam, die genauso rau und gewissenlos klingt, wie Sams Charakter in Double Agent wirkt. Die englische Originalstimme vermittelt den Charakterwandel zwar noch einen Hauch glaubwürdiger, die Lokalisation ist alles in allem aber sehr gelungen und überzeugt genauso wie die Hintergrundmusik, die immer zur aktuellen Situation passt.
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